Fünf Mal soviele psychische Erkrankungen

«Zwei Jahre Corona haben der psychischen Gesundheit der Schweiz nicht gutgetan. Bereits belastete Menschen jeden Alters haben noch mehr gelitten», so Roger Staub, Geschäftsleiter der Stiftung Pro Mente Sana. 

Die Swiss Corona Stress Study der Universität Basel wiederum zeigt, dass junge Menschen öfter betroffen sind: Bei den 15- bis 24-jährigen Menschen leiden fünf Mal so viele an schweren Depressionen wie vor der Pandemie.

Erschwerend kommt hinzu, dass die psychiatrische Versorgung in der Schweiz – gerade im Bereich der ambulanten Kinder- und Jungendpsychiatrie – ungenügend ist. Bereits vor der Pandemie mussten Betroffene drei Monate auf den Beginn einer Psychotherapie warten. Bedenkt man, dass viele Patienten Hemmungen haben, ist es umso fataler, wenn es an niederschwelligen Hilfsangeboten fehlt. Roger Staub warnend: «Eine ganze Generation ist für den Start ins Leben belastet.»

Ein interessanter Aspekt wurde durch die Swiss Corona Stress Study hervorgehoben: Sonst sehr gestresste Menschen hatten dank des Lockdowns weniger Stress. Sie fanden mehr Zeit zur Erholung, hatten weniger berufliche oder private Verpflichtungen. Bei anderen nahm der Stress aber zu: Belastungen durch Veränderungen in der Schule und bei der Arbeit, Belastungen durch Kinderbetreuung, Zukunftsängste, aber auch Belastung durch das Alleinleben bei Alleinstehenden. Junge Menschen erwähnen häufig die Sorge, wegen der Pandemie eine schlechtere Schulbildung zu erhalten und damit schlechtere Chancen in Studium und Beruf zu haben.

Die wichtigste politische Forderung, welche sich aus der Analyse der psychischen Gesundheit nach zwei Jahren Pandemie ergibt: Es braucht sowohl ambulant wie stationär eine bessere Versorgung bei psychischen Erkrankungen. Und es braucht sie jetzt.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit SWISS DENTAL JOURNAL SSO, der Fachzeitschrift der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO.

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