Kinder und Jugendliche unter Druck

Eine zunehmende Zahl an Jugendlichen ist von psychischen Problemen betroffen. Einer der Gründe für den Anstieg dürfte die Enttabuisierung von psychischen Krankheiten sein.

Der Bedarf an psychiatrischen Angeboten bei Kindern und Jugendlichen steigt, insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen. Das zeigt eine national repräsentative Studie zur Gesundheit und zum Gesundheitsverhalten von Jugendlichen, die alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft der WHO durchgeführt wird. Gemäss der Studie schätzten im Jahr 2022 rund 85 Prozent der 11 bis 15-Jährigen in der Schweiz ihre Gesundheit als gut oder ausgezeichnet ein. Diese Zahl ist bei Jungen über die Jahre ziemlich stabil. Bei den Mädchen aber verschlechterte sie sich seit 2014 erheblich (13-Jährige: -10 Prozentpunkte; 15-Jährige: -17 Prozentpunkte).

Die Ursachen für die Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens bei Jugendlichen hat gemäss der Studie vielschichtige Ursachen. Die Autoren betonen, dass die Entwicklung nicht nur auf die Covid-Pandemie zurückzuführen ist. Eine Rolle spielen offenbar auch Ängste aufgrund von Krieg oder Klimawandel sowie der Anforderungsdruck und die sozialen Netzwerke. Leider kämpft die kinderpsychiatrische Versorgung in der Schweiz mit dem Fachkräftemangel – sowohl bei den niedergelassenen Ärzten als auch bei den stationären Angeboten. Letztere sind chronisch überlastet. Patientinnen und Patienten müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen, auch in akuten Krisen.

Früherkennung in den Schulen
Der gestiegene Bedarf an psychiatrischen Angeboten dürfte zum Teil auf eine Enttabuisierung psychischer Leiden zurückzuführen sein. Betroffene outen sich öffentlich, sprechen über ihre mentale Gesundheit und leisten damit Aufklärung. Das ist im Grunde eine positive Entwicklung, auf die allerdings adäquat reagiert werden muss. Schulen nehmen hier eine zentrale Position ein. Verhält sich eine Schülerin oder ein Schüler auffällig, werden Lehrpersonen in der Regel darauf aufmerksam. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass Massnahmen zur Früherkennung und durch Frühinterventionen unterstützt und gefördert werden.

Der Handlungsbedarf ist gross
Das BAG hat im Jahr 2016 einen Aktionsplan zur Suizidprävention verabschiedet. Das Ziel: die Suizidrate soll bis 2030 um 25 Prozent reduziert werden. Ein Zwischenbericht zeigt, dass zwar einige Massnahmen auf gutem Weg sind, etwa die primäre Suizidprävention. Das sind Massnahmen, die darauf abzielen, Suizidgedanken oder -versuche zu verhindern, bevor sie überhaupt auftreten. Der Bericht zeigt aber auch, dass in anderen Bereichen «kaum Fortschritte sichtbar sind und der Handlungsbedarf nach wie vor hoch ist». Konkret genannt werden unter anderem die Verfügbarkeit suizidaler Mittel und Methoden sowie die Nachsorge von Hinterbliebenen.

Bildlegende

Der Bedarf an psychiatrischen Angeboten bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz steigt, insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen.

Bild: iStock

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